Donnerstag, 2. März 2006

Mein altes Tagebuch

Heute ist mir beim Aufräumen eines Schrankes ein altes Tagebuch von mir in die Hand gefallen. Ich hatte es total vergessen, aber wohl jeder von uns hat wohl ein mehr oder weniger vervollständigtes Tagebuch in irgend einer Ecke liegen. Ich schaute auf den Umschlagsdeckel mit den selbstgemalten Herzen, und strich sanft darüber. Damals, als ich noch nicht Frau M. hieß....
Ich schlug die erste Seite auf.

Samstag, 18. 01. 19xx

Jetzt ist es soweit. Ich hatte schon lange gemerkt, das etwas mit dir nicht stimmte. Wenn du allein mit mir warst, konntest du dich noch ziemlich gut verstellen und ich versuchte mir einzureden, das ich mir nichts vormachen soll, das dass in einer Beziehung nun mal so ist, nach einer Weile...
Aber immer wenn wir mit den anderen zusammen waren, spieltest du dich mir gegenüber auf, Strafe durch Missachtung würde ich sagen und die anderen grinsten auch immer so komisch, wenn ich mühsam versuchte, ein paar normale Worte mit dir zu reden.
Und heute Abend sagtest du es mir endlich.
Du willst nicht mehr mit mir zusammen sein. Du hast eine andere kennen gelernt und du möchtest mit ihr zusammen sein.
Wir könnten ja immer noch Freunde bleiben.
Die Worte drangen zu mir wie durch Eine Wand. Ich sah wie sich dein Mund bewegte als du mit mir sprachst, doch die Töne drangen zeitversetzt an mein Ohr.
Ich saß einfach nur da und war erstarrt. Ich versuchte zu antworten, kein Laut kam aus meinem Mund.
Anscheinend bewegte ich ihn, denn du schautest mich auf einmal mit einem so sorgenvollem Gesicht an, doch ich blieb einfach nur sitzen.
Hilflos liefst du zur Tür hinaus.
Das war es dann also.
All meine Träume, einfach weggenommen von dir und deiner Neuen. So leicht war es für dich, mich hier sitzen zu lassen und einen neuen Weg einzuschlagen.
Ich weinte mich in den Schlaf.
Das solltest du mir büßen.

Sonntag, 19. 01. 19xx

Ich wache nachts auf. Du liegst nicht neben mir.
Da erinnere ich mich, das du mit mir Schluss gemacht hast und nie wieder neben mir liegen wirst.
Mir ist kalt.
Ich bin einsam.
Ich weine mich wieder in den Schlaf.
Gegen zehn wache ich auf.
Mein Gesicht und vor allem meine Augen sind total verquollen.
Mir ist elend.
Ich will nicht aufstehen. An Frühstück überhaupt nicht zu denken. Ich hole mir eine Flasche Whisky, eine Flasche Cola und trinke im Bett. Nach einer Stunde schlafe ich wieder.
Das nächste mal als ich aufwache, ist es schon dunkel. 21 Uhr zeigt der Wecker. Ich sitze im Bett, widersetze mich dem Zwang, den Rest der Flasche Whiskey auszutrinken und fange an über unsere gescheiterte Beziehung nachzudenken.
Du warst mein Gott. Wie konntest du mir nur so etwas antun? Da sind keine Antworten auf meine Fragen. Wieder weine ich. Irgendwann gegen Mitternacht schlafe ich ein.
Montag, 20. 01. 19xx

Punkt sieben klingelt der Wecker. Ich muss auf Arbeit.
Die Augen sind noch immer verquollen. Ich lege kalte Kompressen auf.
Dadurch verspätete ich mich zwar, es war mir aber lieber als wenn die lieben Kollegen gleich mitbekommen hätten, was mit uns los ist.
Die Kollegen hatten öfters Andeutungen gemacht, ob ich dir trauen könne, du wärst doch so viel jünger und ob ich keine Angst hätte, du würdest dir eine in deinem Alter suchen. Sie sollen heute keinen Triumph haben, die, die es schon immer gewusst haben.
Kaputt schleppe ich mich auf Arbeit.
Meine Gedanken sind nur bei dir.
Und ihr.
Warum? Warum? Warum liebst du mich nicht mehr? Was kann sie dir geben, was ich dir nicht hätte geben können? Ich bin die perfekte Frau für dich, warum siehst du das nicht ein?
Was soll nun werden?

Dienstag, 21. 01. 19xx

Den Tag heute mehr schlecht als recht rumbekommen.
Auf Arbeit haben sie noch nichts gemerkt. Mit Schminke bekomme ich eben selbst das verquollenste Gesicht wieder einigermaßen hin. Nur Angela schaute mich besorgt an. Ich hab mir nichts anmerken lassen. Alles wie immer, haut hin.
Ich möchte wissen, wer diese Frau ist, die dich mir weggenommen hat. Wie kommt sie dazu, einfach aufzukreuzen und sich zwischen uns zu stellen? Wie kann ich es am besten herausfinden, wer sie ist?
Ich sollte einfach dein Haus beobachten, natürlich so, das du mich nicht bemerkst. Ansonsten bildest du dir noch was ein und denkst, ich schaffe es nicht ohne dich.
Doch diese Frau, diese Schlampe die dich mir einfach wegnahm, sie soll es bereuen.
Morgen werde ich mir einen Plan ausdenken...

Mittwoch, 22. 01. 19xx

Heute war ich zufällig vor deinem Haus.
Sie habe ich nicht gesehen, bzw. ich weiß es nicht.
Ich wartete ungefähr zwei Stunden, plötzlich sah ich dich um die Ecke kommen. Mein Herz klopfte wie wild, am liebsten hätte ich laut deinen Namen gerufen, doch ich wusste, das ich das nicht durfte.
So drehte ich mich schnell um und schaute in das Schaufenster, damit du mich nicht entdeckst. Ich suchte dein Spiegelbild und sah, wie du in deiner Haustür verschwandst. Kurz darauf ging das Licht in deiner Wohnung an und du schautest aus dem Fenster heraus.
Du sahst mitgenommen aus.
Warum tust du dir diesen Zwang an? Wenn es dir jetzt so schlecht geht, warum kommst du nicht wieder zu mir zurück? Warum musstest du unser Zusammensein beenden?
Irgendwann werde ich dir diese Fragen stellen und du hast dann hoffentlich eine gute Antwort darauf.
Oh Liebling, warum kommst du nicht einfach wieder zu mir?
Es kann doch jeder sehen, das es dir nicht gut geht.




Donnerstag, 23. 02. 19xx

Heute hat mich Angela auf Arbeit angesprochen. Sie wollte wissen, wie es mir geht. Ich sagte ihr, das mit mir und meiner Arbeit alles in Ordnung ist und sie solle sich gefälligst um ihren eigenen Scheiß kümmern. Sie schaute mich betroffen an. Ja , so eine Wortwahl ist unsere Schönheit nicht gewohnt. Ich habe diese Ziege vom ersten Tag an gehasst, und ausgerechnet sie fragt mich wie’s mir geht...Scheiß Welt.
Ich habe mir überlegt, ob ich wieder vor deinem Haus warten soll, damit ich endlich sehe, wer die Neue ist. Doch dann musste ich an dein trauriges Gesicht denken und ich war mir nicht mehr so sicher.
Ich möchte nicht, das mein Geliebter traurig ist und wenn die Neue noch dabei gewesen wäre, ich weiß nicht, ob ich mich da beherrschen hätte können. Ich würde ihr wahrscheinlich was antun.
Es gibt keine Entschuldigung dafür, meinen Geliebten unglücklich zu machen...
Um besser Schlafen zu können trinke ich abends inzwischen täglich eine halbe Flasche Whisky.
Ich fühl mich immer noch sehr allein, doch auf diese Weise wecke ich nicht jede Nacht auf und denke an dich.
Und ich muss doch morgens wieder fit sein für die Arbeit.
Das Leben muss weiter gehen...
Noch weiß ja niemand, das wir kein Paar mehr sind und das muss ich ja auch niemanden auf die Nase binden, oder?

Freitag, 24. 01. 19xx

Ich bin heute wieder zufällig an deinem Haus vorbei gekommen. Diesmal brannte schon Licht und ich überlegte, ob ich klingeln sollte.
Ich lungerte vor der Haustür, da mir der Entschluss schwer fiel. Plötzlich öffnete sich die Tür und Oma M. kam heraus. Ich lächelte sie an und murmelte etwas von dich besuchen, sie schaute mich erschrocken an.
Ich schlich mich hoch zu deiner Wohnungstür. Von drinnen waren laute, lustige Stimmen zu hören. Du warst also nicht allein. Wer war bei dir?
Ich konnte nicht umhin, mich an die Wohnungstür zu schleichen und zu lauschen.
Da war sie, eine weibliche Stimme. War es die Neue? War sie es, die da mit dir lachte? War es dieses Weibsstück, das dich mir weggenommen hatte? Mein Körper begann zu zittern.
Die Stimmen wurden lauter. Ihr musstet in der Diele sein.
Ihr solltet mich nicht sehen. Schnell verstecke ich mich hinter der Treppe. Die Tür öffnete sich.
„Tschüß mein Liebster“ hörte ich sie sagen, „und mach dir keine Sorgen, es geht ihr gut, besser als wir dachten.“
„Ich sehe dich morgen“ erwiderte er.
Und ihr küsstet euch!!!
Einfach so, mit aller Leichtigkeit, als wäre das schon immer so mit euch zwei.
Nachdem die Neue aus der Tür verschwunden war folgte ich ihr.
Ich konnte meinen Augen nicht glauben, aber es war Angela aus dem Büro.
Ihr wart beide schuldig...

Sonntag, 02. 02. 19xx

Hier klebe ich die Todesanzeige meines Geliebten ein.
Ich bin in großer Trauer. Wir waren ein Traumpaar, das haben mir alle Bekannten bestätigt.

Der Mörder wird immer noch gesucht...


Meine hoch geschätzte Kollegin Angela wird vermisst.
Sie war so eine gute Seele...

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Aktuelle Beiträge

Immer gerne gegeben ;-)
Immer gerne gegeben ;-)
che2001 - 15. Mai, 11:56
sehr gelungen!
hehe sehr überraschend und gut gelungen! das ende is...
lisi77772 - 8. Feb, 19:11
wow
das is ein guter text! echt gut geworden!!
lisi77772 - 8. Feb, 19:00
d u
gibts dem schmerz einen namen. lieber gruß - schön...
elsa_fin - 22. Jul, 09:29
Ein gutes Buch ist für...
Ein gutes Buch ist für mich wie guter Sex - es gibt...
clavinca - 21. Mär, 09:22

Suche

 

Status

Online seit 6726 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 15. Mai, 11:56

Credits


Belangloses
Der Student
ENGLISH
GEDANKEN
KRIMI
NEWS
von anderen Schreiberlingen
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren