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Mittwoch, 8. Februar 2006

Thought For The Day

"What no wife of a writer can ever understand is that a writer is working when he's staring out of the window."

~ Burton Rascoe

Freitag, 16. Dezember 2005

So frei...

Abenteuer


Nun hat der weite Weg mich ganz verloren,
Wie floh mich Anfang, Ende und die Mitte!
Ich bin in einem tiefen Kreis geboren,
Ich höre meine leichten Schritte
In einem fernen Lande widerhallen,
Ich höre meine leisen Worte
In eine dunkle Stille niederfallen,
Ich schreite durch viel fremde Orte,
Fühl mich gehalten, stille, wie zu Haus,
Und muß doch gehn, und gehe wie für immer,
Und schau nach meiner Rückkehr lächelnd aus -
Ich weiß so viel: Ich kenne schon das Zimmer,
Der blauen Ampel süß gestilltes Licht,
Ich hörte schon vor tausend Jahren diese Stimme,
Wie sie mir zitternd das Willkommen spricht.


Maria Luise Weissmann
(1899-1929)

Freitag, 9. Dezember 2005

Ein Wintergedicht von Richard Dehmel

Schneeflocken


Gnädige Frau, es schneit, es schneit!
Tragen Sie heut Ihr weißes Kleid?

Gnädige Frau, hier in der Ferne
schneit's bei hellichtem Tage Sterne.

Und diese Sterne flimmern genau
wie die Zähne der gnädigen Frau.

Oder wie Blüten von weißem Flieder,
gnädige Frau, an Dero Mieder.

Oder die Blicke des Herrn Gemahls
am Tage Ihres Hochzeitsballs.

Nein, sie flimmern, ich kann mir nit helfen,
gnädige Frau, wie tanzende Elfen.

Hänseln jeglichen Parapluie;
will man sie fassen, zerflimmern sie.

Flimmern in Wirbeln, flimmern in Bildern,
die sind wirklich nit zu schildern.

Gnädige Frau, so wild, so mild
wie ein opalisch flimmerndes Bild.

Und, ach Gnädigste, diese Sterne
tanzen auf manchermanns Nase gerne.

Und auf solchermanns Nase, gnädige Frau,
zertanzen sie zu Thränentau.

Zertanzen sie wie kichernde Lieder:
morgen, morgen tanzen wir wieder!

Gnädige Frau, leb wohl! Schluß, Kuß!
Frechheit - aber wer muß, der muß.


Richard Dehmel
(1863-1920)

Freitag, 2. Dezember 2005

...

Manchmal fühlt sie: Das Leben ist groß,
wilder, wie Ströme, die schäumen,
wilder, wie Sturm in den Bäumen.
Und leise läßt sie die Stunden los
und schenkt ihre Seele den Träumen.

Dann erwacht sie. Da steht ein Stern
still überm leisen Gelände,
und ihr Haus hat ganz weiße Wände -
Da weiß sie: Das Leben ist fremd und fern -
und faltet die alternden Hände.


Rainer Maria Rilke
(1875-1926)

aus: Advent (1897)

Mittwoch, 30. November 2005

...

An die Liebste


Laß uns blühen, wie wir blühn,
Eh der Winter welker Haare
Dir die goldgemengten Haare
Wird mit Silber überziehn,
Eh mir dieser Mund erblasset,
Der dann haßt und wird gehasset.


Paul Fleming
(1609-1640)

Freitag, 25. November 2005

Anton Wildgans

Aus den Sonetten an Ead


Ich hab' mit Dir noch nie allein gesprochen,
Du sahst noch niemals tief in mein Gesicht,
Kennst nur die Narrenmaske, aber nicht
Die Seele, die dahinter ist zerbrochen.
Wie ein geschlagner Hund ist sie verkrochen,
Den Blick zur Erde wie ein Bösewicht,
Und will doch nichts als Liebe, Geist und Licht -
Die arme Seele, die mir fast zerbrochen.
Da ist in ihr verfrostet Einsamsein
Dein junger Anhauch südhaft eingedrungen,
Da fühlte ich: es schmilzt in mir der Stein,
Der mich hinunterzog zu Niederungen.
Wir waren noch zusammen nie allein -
Und doch ist dieses Wunder Dir gelungen.


Anton Wildgans
(1881-1932)

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Immer gerne gegeben ;-)
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che2001 - 15. Mai, 11:56
sehr gelungen!
hehe sehr überraschend und gut gelungen! das ende is...
lisi77772 - 8. Feb, 19:11
wow
das is ein guter text! echt gut geworden!!
lisi77772 - 8. Feb, 19:00
d u
gibts dem schmerz einen namen. lieber gruß - schön...
elsa_fin - 22. Jul, 09:29
Ein gutes Buch ist für...
Ein gutes Buch ist für mich wie guter Sex - es gibt...
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