Das Angebot

Es war schrecklich kalt.
Heute ist der kälteste Tag des Jahres 2006, tönte es aus dem Radio.
Sie fühlte sich müde, ausgelaugt und kaputt.
Die Beziehung mit P. hatte sie vor fünf Wochen beendet. Es war sinnlos, sich selbst anzulügen und daran zu glauben, dass die Gefühle zwischen ihnen wieder neu wachsen könnten. Zu sehr hatte er sie damals verletzt.
Und doch hatte sie seinem Vorschlag, sich in dem neuen Cafe an der Ecke Heine / Schlossstraße zu treffen, zugestimmt. Sie wusste nicht, was sie erwartete, aber sie wusste, dass sie nicht wieder auf ihn hereinfallen wollte.
Im Kaffee angekommen erblickte sie P. an einem Fenstertisch. Als er sie zur Tür hereinkommen sah, erhob er sich und winkte ihr zu.
Vorsicht, P. ist nie ohne Grund freundlich, mahnte eine Stimme in ihr.
Sie ging langsam auf ihn zu. Sie brauchte sich nicht zu verstellen, sie wollte nicht freundlich sein. Er hatte gerufen und hier war sie nun. P. sollte sich kurz fassen mit dem, was er zu sagen hatte.
Beide nahmen Platz und die Bedienung erschien sofort. Die junge Frau war ein Stammkunde und das Trinkgeld war nicht zu verachten. „Hallo, wie geht es ihnen? Was darf ich für sie bringen?“ fragte die Kellnerin.
„Ich hätte gern einen großen Cappuccino“ sagte sie.
„Und ich ein dunkles Bier“ antwortete P.
Die Kellnerin verschwand.
„So, du wolltest mich treffen. Worum geht es?“ fragte sie ihn betont kühl. Sie bemerkte, wie sehr er sich wand und wie unangenehm ihm die Sache war.
„Nun ja“ sagte er „ich hab mich gewundert, wie es dir so geht, jetzt nachdem ich ausgezogen bin und ob du vielleicht Hilfe brauchst“.
Sie sah ihn an. „Du bist doch nicht auf einmal um mein Wohlergehen besorgt, du hast doch sonst immer nur an dich gedacht“ antwortete sie ihm.
„Na ja, es könnte aber doch sein, das du Geld brauchst, jetzt wo du mit den Kindern allein bist“ tastete P. sich heran.
Die Alarmglocken schrillten in ihrem Kopf. „Was willst du?“ fragte sie ihn noch einmal.
„Nun, ich habe ein Cafe gekauft, ganz ähnlich wie dieses hier. Und na ja, ich dachte mir, da du ja auch schon zur Aushilfe gekellnert hast und bestimmt Geld brauchst, vielleicht hast du Lust bei mir auszuhelfen? Natürlich nur so lange, bis ich fähige Leute gefunden habe.“
Sie traute ihren Ohren nicht. Sicher kannte sie die Rezepte für Mocca, Espresso und Latte. Sie liebte es, nach getaner Arbeit ins Cafe einzukehren und bei einer Tasse köstlichen, heißen Getränks zu entspannen. Arbeit in einem Cafe dieser Art würde ihr den ganzen Zauber nehmen, den sie schon beim Aussprechen des Wortes Cappuccino verspürte.
Er blickte sie erwartend an, wähnte sich schon wieder mal als Sieger seiner gekonnten Manipulationen.
Sein Bier war halb geleert und sie löffelte den letzten Schaum aus der Tasse.
Sie sah ihn an und sagte, „wage es nie wieder, mich mit irgendwelchen Angeboten zu belästigen. Wenn du dir um die Kids Sorgen machst, dann ruf sie an und rede mit ihnen. Ich werde mich nicht noch einmal von dir abhängig machen, indem ich für dich arbeite. Und mit Sicherheit werde ich mir nicht für dich meine Kaffeepause kaputt machen. Auf Wiedersehen.“
Sie stand auf, winkte der Kellnerin und war schon im nächsten Moment zur Tür hinaus.
P. saß unbeweglich da. Wieso war diese Frau auf einmal so stark geworden?

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Immer gerne gegeben ;-)
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che2001 - 15. Mai, 11:56
sehr gelungen!
hehe sehr überraschend und gut gelungen! das ende is...
lisi77772 - 8. Feb, 19:11
wow
das is ein guter text! echt gut geworden!!
lisi77772 - 8. Feb, 19:00
d u
gibts dem schmerz einen namen. lieber gruß - schön...
elsa_fin - 22. Jul, 09:29
Ein gutes Buch ist für...
Ein gutes Buch ist für mich wie guter Sex - es gibt...
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