Donnerstag, 24. November 2005

Warten

Ich sitze hier und beobachte mein Opfer.
Bewegungslos muss ich an Dich denken. Du gehst mir nicht mehr aus dem Kopf heraus.
Mein Magen knurrt. Der Rücken schmerzt.
Wie lange soll das noch dauern? Du zappelst dort rum und ich beobachte dich schon seit 20 Minuten.
Kannst Du nicht ein wenig näher kommen?
Anscheinend willst du meine Geduld auf die Probe stellen, so als wüsstest du dass ich hier auf dich warte.
Aber du weißt es nicht. Du kannst es nicht wissen. Ich habe mich durch nichts verraten. Ich bin perfekt getarnt.
Komm doch ein wenig näher zu mir heran.
Jetzt bewegt sie sich, nein. Die falsche Richtung. Komm zurück, hier bin ich, möchte ich am liebsten Schreien.
Doch das würde dich zu sehr erschrecken und verstören. Ich darf mich jetzt nicht zeigen. Das würde alles verderben.
Jetzt triffst du dich auch noch mit deiner Schwester. Gut dass ihr nicht zu weit von mir entfernt seid, so kann ich euch wenigstens beobachten, ohne meinen Posten zu verlassen.
Aber jetzt, plötzlich ändert ihr eure Richtung wieder und bewegt euch auf mich zu. Die Spannung steigt. Ich muss mich konzentrieren. Ihr kommt auf mich zu. Seid schon ganz nah. Und...
Ich strecke blitzschnell meine Zunge raus, ihr klebt fest. Zunge rein und Schmaus.
So ein Froschleben ist gar nicht so einfach.

Der erste Tag

“I almost lose my mind”, sagte er. “I can’t find the school.”

Die ältere Frau sah ihn unverständlich an. Wer war dieser Kerl? Was wollte er?
Warum quatschte er sie hier auf der Straße an und belästigte sie?

Der Typ stand da und grinste sie ein wenig unbeholfen an.

Waas, machte der sich etwa lustig über sie oder was? Sollte sie laut schreien? Sollte sie die Polizei rufen? Wollte er ihre Handtasche klauen?
Das liest man ja in letzter Zeit immer häufiger in der Zeitung. Frau niedergeschlagen, Handtasche geraubt, in der Brieftasche waren nur drei Euro drin und so weiter.
Was wollte der Kerl nur von ihr?
Wer weiß wo der her war, so wie der aussieht. Irgendwo aus dem Busch oder so.
Warum schaute er sie nur so grinsend an? Was wollte er von ihr?
Würde er sie umbringen? Sie war erst auf der Bank gewesen um einhundert Euro abzuheben. Hatte er sie beobachtet? Würde er sie umbringen wollen um ihr schwer verdientes Geld zu stehlen?
Jetzt fummelte er auch noch in dieser großen Tasche rum.
Holt er etwa jetzt eine Pistole heraus? Wird er sie erschießen? Sollte sie Schreien?
Sie versuchte zu Schreien, aber es kam nur ein kleines Glucksen aus ihrem Hals.

Der junge Mann holte einen Stadtplan aus seiner Tasche, deutete unbeholfen auf ein eingezeichnetes Gebäude und zuckte mit den Schultern.

Die Frau schaute auf den Plan und erkannte, dass er zur Uni wollte, die drei Straßen weiter war.

Es ist sein erster Tag in Deutschland... im Jahre 2005.

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Immer gerne gegeben ;-)
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che2001 - 15. Mai, 11:56
sehr gelungen!
hehe sehr überraschend und gut gelungen! das ende is...
lisi77772 - 8. Feb, 19:11
wow
das is ein guter text! echt gut geworden!!
lisi77772 - 8. Feb, 19:00
d u
gibts dem schmerz einen namen. lieber gruß - schön...
elsa_fin - 22. Jul, 09:29
Ein gutes Buch ist für...
Ein gutes Buch ist für mich wie guter Sex - es gibt...
clavinca - 21. Mär, 09:22

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