Montag, 23. Januar 2006

Zu viel Scheiße

Es war einfach zu viel. Zu viel von der ganzen Scheiße.
Keiner da mit dem sie reden konnte. Am liebsten weg, ganz weit weg, aber wohin?
Sie lief die Straße hinunter. Das Ziel die Tankstelle.
Ja, sie würde sich eine Flasche Schnaps kaufen und sich so richtig den Kopf zudröhnen. Dann würde sie vergessen und nicht mehr an den ganzen Dreck denken.
Ich will mich besaufen, ich will mich besaufen, sagte sie sich immer wieder. Dabei lief sie mit einer Geschwindigkeit, als hätte sie Angst, den Bus zu verpassen.
Die Sonne schien und die Vögel zwitscherten.
Sie erreichte die Tankstelle und bemerkte zum ersten Mal bewusst die Waschanlage daneben.
Ein Fahrzeug stand darin und die Bürstenrolle glitt von oben herunter und wirbelte im Kreis, schneller und schneller, während sich der Mechanismus von vorn nach hinten bewegte. Wasser traf aus den Bürsten heraus auf die Karosserie und es entstand ein Heidenlärm, während die Bürstenrolle langsam ihren Weg nach hinten fortsetzte.
Schön langsam, es soll ja auch alles sauber werden. Schön langsam.
Sie starrte auf die Maschinerie, der Lärm schwoll an.
Der fette Besitzer des Wagens stand nicht weit weg von ihr und rauchte eine Zigarette.
Sie schaute auf das Auto, hörte den Lärm und sah das wirbeln der Bürsten im Kreis.
Auf einmal schrie sie los.
“Haltet das an, haltet das an, verdammt noch mal. Das könnte ihr doch nicht mit dem Auto machen.“
Und sie lief in die Waschanlage hinein und begann, auf die Bürsten, welche mittlerweile von der Seite auf das Gefährt herannahten, einzuschlagen.
„Lasst das Auto in Ruhe, ihr Monster“, schrie sie.
Ein Wasserstrahl aus den Bürsten traf sie mitten ins Gesicht.
„Lasst es in Ruhe, schaltet den Lärm ab, lasst das Auto in Ruhe.“
Sie boxte und schlug auf die Bürsten ein.
Sie war von Kopf bis Fuß durchgeweicht, als hätte sie eine Stunde ohne Schirm im strömenden Regen gestanden. Es schien ihr nichts auszumachen, ohne sich umzudrehen oder anzuhalten bearbeitete sie die sich drehenden Bürsten, aus denen jetzt der Schaum tröpfelte.
Der fette Besitzer des Wagens hatte inzwischen aufgeraucht und überlegte, wie wahrscheinlich es wäre, das die Bekloppte ihn anspricht oder auf ihn losgeht, nachdem der Wagen fertig gewaschen war. Was sollte er tun? War sie vielleicht irgendwo abgehauen, aus einer Anstalt oder so? Man hörte und las ja heutzutage Dinge, Dinge die man gar nicht glauben konnte.
Er entschloss sich, dem Tankwart zu informieren, der von der ganzen Show noch gar nichts mitbekommen hatte.
Der Tankwart war entsetzt, das sich anscheinend eine Verrückte in seiner Waschanlage mit den Waschbürsten prügelte und rief die Polizei an.
Diese war zeitgleich mit dem Ende des Waschgangs an der Tankstelle und nahm das tropfnasse Mädchen in Empfang.
Der Fette konnte erleichtert die Weiterfahrt antreten...

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Immer gerne gegeben ;-)
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che2001 - 15. Mai, 11:56
sehr gelungen!
hehe sehr überraschend und gut gelungen! das ende is...
lisi77772 - 8. Feb, 19:11
wow
das is ein guter text! echt gut geworden!!
lisi77772 - 8. Feb, 19:00
d u
gibts dem schmerz einen namen. lieber gruß - schön...
elsa_fin - 22. Jul, 09:29
Ein gutes Buch ist für...
Ein gutes Buch ist für mich wie guter Sex - es gibt...
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