Freitag, 16. Dezember 2005

So frei...

Abenteuer


Nun hat der weite Weg mich ganz verloren,
Wie floh mich Anfang, Ende und die Mitte!
Ich bin in einem tiefen Kreis geboren,
Ich höre meine leichten Schritte
In einem fernen Lande widerhallen,
Ich höre meine leisen Worte
In eine dunkle Stille niederfallen,
Ich schreite durch viel fremde Orte,
Fühl mich gehalten, stille, wie zu Haus,
Und muß doch gehn, und gehe wie für immer,
Und schau nach meiner Rückkehr lächelnd aus -
Ich weiß so viel: Ich kenne schon das Zimmer,
Der blauen Ampel süß gestilltes Licht,
Ich hörte schon vor tausend Jahren diese Stimme,
Wie sie mir zitternd das Willkommen spricht.


Maria Luise Weissmann
(1899-1929)

Dienstag, 13. Dezember 2005

Fire on the ass...

Sie schleppte sich die Treppe hinunter.
Was war das für ein schrecklicher Morgen. Seit einer Stunde schon klingelte der Wecker, aber sie drückte immer wieder auf Snooze, nur um das Ding zehn Minuten später wieder heulen zu hören. So ein grässlicher Ton, wie eine Sirene. Das manche Menschen es schaffen bei so einem Geräusch morgens fröhlich aufzustehen. Sie verstand das nicht.
Ihre Augen waren geschwollen. Lag dies daran, das sie gestern Abend lange wach war oder an dem konsumiertem Whisky, überlegte sie. Ach, ist ja auch egal.
Sie schlurfte ins Bad und setzte sich auf die Toilette. Wie jeden Morgen brannte sie sich ihre Zigarette an während sie auf der Toilette saß. Was war schon dabei? Reine Gewohnheitssache. Sie dachte an Mario, wie er sich früh immer aufregte wenn sie eine Zigarette rauchte.
Dieses Arschloch, nur ausgenutzt hatte er sie. Gut dass er nicht mehr bei ihnen wohnte, Gott sei Dank. Sie war froh, den Typen los geworden zu sein. Nun konnte sich eine Andere seine Launen gefallen lassen...
Während sie so da saß, aschte sie hinter sich in die Toilette. Sie machte es immer so, war ja auch nichts dabei.
Dann liefen ihre Gedanken voraus auf den kommenden Tag. Sie würde heute endlich diese eine Statistik abarbeiten. Dann abends die Kinder holen. Was sollte sie zu Abend kochen? Sie hatte keine richtige Idee und war einfach nur noch müde. Wird sich schon noch ergeben.
Sie ließ die Zigarettenkippe hinter sich in die Toilette fallen, so wie jeden Morgen. Sie überlegte, was sie heute am besten ins Büro anziehen sollte. Der Nachrichtensprecher sprach gerade von Minustemperaturen.
Auf einmal hörte sie ein Zischen und bevor sie überhaupt reagieren konnte entsprang aus dem Toilettenbecken eine Stichflamme, welche ihren Hintern umschloss und an den Seiten endete.
„Oh shit, was ist das?“ rief sie laut und sprang auf. Sie drehte sich herum und drückte geistesgegenwärtig die Spülung der Toilette. Somit erlosch das Feuer. Sie starrte mit offenem Mund auf die Toilette.
Jetzt betrachtete sie ihren Arsch im Spiegel. Er tat zwar weh und es waren auch Brandflecken zu sehen, doch anscheinend hatte sie noch einmal Glück gehabt. Sie kühlte ihn mit einem kalten Waschlappen.
„Gottverdammte Scheiße, wie konnte so etwas passieren?“ murmelte sie vor sich hin.
Konnte es sein, das die Zigarettenkippe nicht wie gewöhnlich ins Wasser fiel und dadurch nicht ausgelöscht wurde?
Konnte die Zigarettenkippe auf das Toilettenpapier gefallen sein?
Selbst wenn sie an diesem Morgen mehr Toilettenpapier benutzte als üblich, kann eine Zigarettenkippe das Toilettenpapier zu einer solchen Stichflamme entzünden?
Fragen über Fragen...

Freitag, 9. Dezember 2005

Ein Wintergedicht von Richard Dehmel

Schneeflocken


Gnädige Frau, es schneit, es schneit!
Tragen Sie heut Ihr weißes Kleid?

Gnädige Frau, hier in der Ferne
schneit's bei hellichtem Tage Sterne.

Und diese Sterne flimmern genau
wie die Zähne der gnädigen Frau.

Oder wie Blüten von weißem Flieder,
gnädige Frau, an Dero Mieder.

Oder die Blicke des Herrn Gemahls
am Tage Ihres Hochzeitsballs.

Nein, sie flimmern, ich kann mir nit helfen,
gnädige Frau, wie tanzende Elfen.

Hänseln jeglichen Parapluie;
will man sie fassen, zerflimmern sie.

Flimmern in Wirbeln, flimmern in Bildern,
die sind wirklich nit zu schildern.

Gnädige Frau, so wild, so mild
wie ein opalisch flimmerndes Bild.

Und, ach Gnädigste, diese Sterne
tanzen auf manchermanns Nase gerne.

Und auf solchermanns Nase, gnädige Frau,
zertanzen sie zu Thränentau.

Zertanzen sie wie kichernde Lieder:
morgen, morgen tanzen wir wieder!

Gnädige Frau, leb wohl! Schluß, Kuß!
Frechheit - aber wer muß, der muß.


Richard Dehmel
(1863-1920)

Mittwoch, 7. Dezember 2005

"I try to leave out the parts that people skip."

Zitat von Elmore Leonard

Dienstag, 6. Dezember 2005

...

We are walking through the night
Holding hands together
Our souls lost
In the cold of life.

We both know
There is no future
For us together.

But right now
We need to
Comfort each other.

And that’s what we do
No thought of tomorrow
No need to say a word

We both know it
And feel
Thank you.

Für S.

Sie denkt an Dich
doch Du spürst es nicht.
Nicht mehr.

Die Liebe zum Alltag geworden
keine Höhepunkte mehr.

Entäuschung auf beiden Seiten.
Was einst so herrlich begann
Liegt jetzt wie tot
auf den Seelen.

Sie will noch um Dich kämpfen
um Dich und eure Liebe.
Aber Du bist müde
und ausgelaugt.

Vorbei der schöne Traum
vom gemeinsamen Leben
und sich verstehen
und für immer Lieben.

Überlege es Dir gut.
So lange Sie
um Dich kämpft
liebt Sie Dich noch immer.

Ich verspreche nichts
als ein paar schöne Stunden
in einem fremdem Zimmer.

...

Die Kälte des Winters
lässt mich frieren.

Die Kälte Deines Herzens
lässt mich erfrieren.

Montag, 5. Dezember 2005

Für S.

Trunken von Alkohol und Einsamkeit
halten sie sich an den Händen
und fliehen in die Nacht.
Um für ein paar Stunden
zu fühlen.
Um für ein paar Stunden
zu vergessen.
Sie wissen beide
daß es keine Zukunft gibt.
Doch ihre Seelen
sind so ausgelaugt,
sie klammern sich aneinander
wie zwei einsame Kinder
ohne Hoffnung.
Danke.

Freitag, 2. Dezember 2005

...

Manchmal fühlt sie: Das Leben ist groß,
wilder, wie Ströme, die schäumen,
wilder, wie Sturm in den Bäumen.
Und leise läßt sie die Stunden los
und schenkt ihre Seele den Träumen.

Dann erwacht sie. Da steht ein Stern
still überm leisen Gelände,
und ihr Haus hat ganz weiße Wände -
Da weiß sie: Das Leben ist fremd und fern -
und faltet die alternden Hände.


Rainer Maria Rilke
(1875-1926)

aus: Advent (1897)

Mittwoch, 30. November 2005

...

An die Liebste


Laß uns blühen, wie wir blühn,
Eh der Winter welker Haare
Dir die goldgemengten Haare
Wird mit Silber überziehn,
Eh mir dieser Mund erblasset,
Der dann haßt und wird gehasset.


Paul Fleming
(1609-1640)

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che2001 - 15. Mai, 11:56
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wow
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lisi77772 - 8. Feb, 19:00
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Ein gutes Buch ist für mich wie guter Sex - es gibt...
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